Fotos: Markus Emprechtinger
Die Gerüchteküche kocht, es wird so einiges gemunkelt und viel spekuliert. Vereinzelt treten Infos an die Öffentlichkeit, am Schwarzmarkt werden die ersten Zertifikate gehandelt.
Ganz so aufregend ist es wohl nicht, aber ja, im Hintergrund tut sich viel und jetzt ist endlich der Zeitpunkt gekommen dich über Bikeguide Austria zu informieren.
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Rückblick
Jänner 2021 – Die erste Presseaussendung des ÖRVs zur Gründung der Interessensvertretung-Bikeguides (IV-BG): „[…] einen österreichweit einheitlichen Standard in den Kenntnissen und Befugnissen der Bike-Guides in ihren diversen Sparten garantieren“ war zu lesen. Oder „[…] eine Berufsanerkennung in Österreich sowie eine europaweit anerkannte Qualifikation über […] EO-MTB ing ist unmittelbares Ziel der Projektgruppe. Den österreichischen Tourismusbetrieben kann damit über das Label „ÖRV Bike-Guide“ eine hohe Qualifikation dieser Guides garantiert werden.“
Doch was ist daraus geworden? Lange war es still. Große Meldung, nichts dahinter? Oder doch ganz nach dem Motto „gut Ding braucht Weile“?
Who the f… is Bikeguide Austria?
Bikeguide Austria (zuerst als IV-BG benannt) wurde auf Wunsch vieler Stakeholder aus dem Bikeguiding-Bereich (Bikeschulen, Ausbildungsanbieter, Hotelbetreiber, …) gegründet, um dem „Wildwuchs an Guides und Ausbildungen“ Einhalt zu gebieten und die Interessen von Bikeguides zu vertreten.
Der „Auftrag“ erging, für mich überraschend, an den Österreichischen Radsport-Verband, dem als einzige neutrale Organisation eine gewisse Objektivität und damit Akzeptanz zugesprochen wurde. Die Not dürfte groß gewesen sein, denn das Standing des ÖRV (neuerdings Cycling Austria) war in dieser Branche nicht gerade überirdisch. Zum Glück tut sich da im Verband aber einiges (sehr viel sogar) und so bekam auch Bikegude Austria einen Platz, bzw. ich einen Job.
Bikeguide Austria fährt auf zwei Rädern:
Das eine dreht sich um die Aufgabe als Interessensvertretung und Serviceeinrichtung für Mountainbike-, Radtouren- und Rennradguides. Die Guides stehen bei uns im Mittelpunkt und wir wollen ihr Sprachrohr im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kontext sein.
Das andere Rad dreht sich um das Aus- und Fortbildungssystem, welches allen Guides, Bikeschulen und anderen Institutionen ein Gütesiegel bietet, das gegenüber Kunden für eine hohe Dienstleistungsqualität steht. Das Bikeguide Austria Logo stellt dafür ein Qualitätslabel dar.
Und für was brauch i des wirklich?
Als Guide – eigentlich für nichts. Denn es gibt aktuell noch immer keine gesetzlichen Grundlagen, welche die Tätigkeit des Führens oder Unterrichtens auf/mit dem Fahrrad/MTB regeln. Keine Berufsvorschriften, keine Ausbildungspflicht.
Eigentlich für nichts, außer du bist ein Guide …
- … bei dem der Gast mit seinem Erlebnis und deine Dienstleistungsqualität im Mittelpunkt steht,
- … der von Beginn an beim Aufbau eines neuen Qualitätslabels und einer Community darum herum dabei sein will,
- … der für ständige Weiterentwicklung steht und sich dafür gerne mit anderen vernetzt,
- … der einen Beitrag zur Anhebung des Standings von Bikeguides in unserer Gesellschaft leisten will,
- … der Interesse an spannenden Aus- und Fortbildungen bis hin zur internationalen Anerkennung über EO-MTB ing hat,
- … der den Aufbau einer Berufsvertretung unterstützen will, damit Bikeguiding irgendwann einmal ein „echter Beruf“ wird,
- … der Mitgliedsbenefits wie Jobbörse, Präsentationsmöglichkeit über die „Finde deinen Guide“-Seite, Downloadcenter oder Vergünstigungen bei Partnerbetrieben nützen will,
- … der Zugang zur Berufshaftpflichtversicherung für Bikeguide Austria zertifizierte Guides haben will.
Dann haben wir möglicherweise ein Angebot, welches sich lohnt genauer anzuschauen.
Und als Kunde – macht dir Bikeguide Austria das Leben viel einfacher! Die fehlenden Berufs- und Ausbildungsvorschriften führen dazu, dass es kaum möglich ist, die Qualität der gebuchten Dienstleistung vorab einzuschätzen oder im Nachhinein einzuordnen. Anhand des Bikeguide Austria-Labels erkennst du Qualität, für die wir bürgen. Das spart dir Zeit und du bekommst mehr für dein Geld.
Klingt interessant – was steckt da genau dahinter?
1) Die Interessensvertretung
Bikeguide Austria steht für die Vernetzung aller Interessensgruppen und Guides und möchte sich als Standes- und Berufsvertretung etablieren. Im Zentrum stehst du als Guide und die Weiterentwicklung des Berufsbildes Rad- und Bikeguide. Als Guides sehen wir uns als Dienstleister. Unsere Kunden, ihre Bedürfnisse und ihre Erlebnisse stehen im Mittelpunkt. Wir sind da, um den Spirit des Radfahrens und die Faszination unserer Regionen zu vermitteln. Wir sind überzeugt, dass sich eine langfristige Anerkennung und ein hohes Standing unseres Berufs nur auf einer hohen Qualität und deren ständigen Weiterentwicklung aufbauen kann. Wir stehen daher besonders für gemeinsame Vernetzung und Entwicklung und sind für alle da, die mit uns und unter unserem Label diese Werte nach außen tragen wollen.
Aufgebaut ist Bikeguide Austria als Mitgliedssystem. Als Mitglied erhälts du die GUIDE-Lizenz und ein Goodie-Paket mit Abzeichen zum Aufbügeln, Aufkleben, Anpinnen, Anhängen, Aufsetzen, Draufsetzen und Tätowieren darfst du es dir natürlich auch gleich. Zusätzlich bekommst du über unser Mitgliedsportal Zugriff auf weitere Benefits wie Jobbörse, Präsentationsmöglichkeit auf unserer „Finde deinen Guide“-Seite, Downloadportal, Vorteilen bei unseren Partnern (wie z.B. Vergünstigungen bei Bergbahnen und Hotels) und die Möglichkeit eine Berufshaftpflichtversicherung zu lösen.
Deine Mitgliedschaft kostet 100€ pro Jahr, ist dein Zutritt in die GUIDE-Community und ermöglicht uns das ganze System finanziell zu stemmen. Solange das System und die Mitgliedsvorteile noch im Aufbau sind, gibt es vergünstigte Mitgliedschaften für all jene, die uns schon von Beginn an unterstützen möchten.
2) Das Ausbildungssystem
Der Kern des Projekts ist ein neues Ausbildungssystem für Bikeguides in Österreich. Dieses ist ausgerichtet auf Standards der European Organisation of Mountain Bike Instructor-Guides (EO-MTB ing), die als übergeordnete Instanz zur Etablierung eines hohen und länderübergreifend einheitlichen Qualitätsstandard für Mountainbikeguides wirkt und ihre Mitgliedsländer als Dachorganisation unterstützt. Das neue Ausbildungssystem strebt dadurch eine europaweite Anerkennung an und beinhaltet zusätzlich eine staatlich anerkannte Ausbildungsstufe (Stichwort Instruktor:in) über die Österreichischen Bundessportakademien. Alle Ausbildungen und die dahinterstehenden Curricula sind nun kompetenzorientiert aufgebaut und entsprechen damit auch aktuellen pädagogischen Standards.
Das Ausbildungssystem teilt sich in die Bereiche Mountainbike sowie Radtouren und Rennrad auf.
a) Mountainbike
Bis zur internationalen Anerkennung als „European Mountainbike Instructor-Guide“ durchläufst du drei Levels mit ca. 350 Unterrichtseinheiten und 200 Praxisstunden. Das Ausbildungssystem ist so aufgebaut, dass du in Level 1 die grundlegenden Kompetenzen entwickelst, die du in den meisten Arbeitsfeldern der fast unendlich vielfältigen Mountainbikewelt brauchen kannst:
- Vermittlungskompetenz und Eigenkönnen der Fahrtechnik-Basics,
- Führungskompetenz von Personen und Gruppen auf dem Mountainbike und
- entsprechende Planungskompetenz.
Das Ganze eingebettet in tiefe Einblicke in den Guiding-Beruf und aufgebaut auf vielen interessanten Themenbereichen. Damit ist für alle, vom Fahrtechnik-Coach über den Transalp-Guide bis hin zum MTB-Guide am Kreuzfahrtschiff was dabei. Die Ausbildung zum Level 1 BikeGUIDE umfasst ca. 115 Unterrichtseinheiten und 30 Stunden Hospitation und Praxis, die zwischen dem Basismodul (ca. acht Ausbildungstage) und dem Prüfungsmodul (ca. zwei Ausbildungs- und zwei Prüfungstage) zu erfüllen sind. Level 1 kann aufgrund der hierzulande großen Nachfrage nach Guides, die hauptsächlich im Bikepark tätig sind, auch über die Ausbildung zum BikeparkCOACH erreicht werden. Dieses spezielle Basismodul geht vertiefend auf die Anforderungen im Bikepark ein. Ein eigenes Prüfungsmodul sorgt für ein einheitliches Kompetenzniveau aller Level 1 BikeGUIDEs.
Level 2 vertieft die Themenbereiche in vier unterschiedlichen Modulen: Ein Basismodul mit dem Fokus auf Social Skills, zwei Aufbaumodule für Fahrtechnik und Guiding und ein Aufbaumodul an der BSPA für eine allgemein sportliche Grundausbildung. Die Module dauern je vier bis fünf Tage.
Der genaue Ablauf von Level 3 wird in unserem Benchmark-Prozess bei EO-MTB ing noch abgestimmt. So wie wir unsere Ausbildungspartner zertifizieren, werden auch wir von EO-MTB ing zertifiziert. Geplant ist eine relativ freie Gestaltung durch Wahl- und vereinzelt Wahlpflichtmodulen aus dem zukünftig breiten Fortbildungsangebot (das auch schon nach Level 1 genutzt werden kann), um die persönlichen Interessen noch mehr in den Vordergrund stellen zu können und eine bestmögliche Vorbereitung für die internationale Prüfung zu gewährleisten.
b) Rennrad- und Radtouren
Die Ausbildungen zum Radtouren- oder Rennradguide bestehen aus jeweils fünftägigen Basismodulen, die den Fokus auf deren spezifische Anforderungen legen. Nach einer Praxisphase kann beim eintägigen Prüfungsmodul die Ausbildung abgeschlossen werden. Beim Radtourenguide liegt noch mehr der touristische Aspekt im Vordergrund, beim Rennradguide kommt vor allem der sportliche Faktor hinzu.
Bei allen Ausbildungen steht der Gast und die für ihn erbrachte Dienstleistung, hauptsächlich im touristischen Sinn, im Zentrum. Das unterscheidet sie stark von Ausbildungen die von Cycling Austria angeboten werden, wie zum Beispiel Übungsleiter:in oder Trainer:in (siehe Cycling Austria > Ausbildungsübersicht). Deshalb wurden diese zwei Ausbildungssysteme klar voneinander getrennt.
Geile Sache – wie komm ich da rein?
Voraussetzung: Ausbildung.
Die Level 1 Ausbildungen werden von unseren Ausbildungspartnern durchgeführt. Das sind Ausbildungsinstitutionen, die einen strengen Zertifizierungsprozess durchlaufen bzw. durchlaufen haben, damit wir die von uns postulierte Ausbildungsqualität auch garantieren können.
Level 2 wird von Bikeguide Austria und zu einem kleinen Teil auch von der Bundessportakademie durchgeführt.
Die Fortbildungen, die für das Level 3 gesammelt werden können, sowie die Ausbildungen zum Radtouren- und Rennradguide, werden sowohl von Bikeguide Austria, als auch von unseren Ausbildungspartnern durchgeführt.
Wenn du schon eine Ausbildung hast, die im alten Ausbildungssystem vom Österreichischen Radsport-Verband als „D2“ (MTB-Guide oder Freeride & Bikepark Guide) anerkannt war oder eine Ausbildung zum/r Instrukor:in MTB- und Radtouren (C2) an einer Bundessportakademie absolviert hast, kannst du über das Zertifizierungsmodul den Level 1 BikeGUIDE erreichen.
Das Zertifizierungsmodul ist ein dreitägiges Update in dem die gemeinsame Praxisreflexion und der Fortbildungscharakter im Vordergrund stehen. Gleichzeitig werden kursimmanent die für das Level 1 Zertifikat erforderlichen Kompetenzen überprüft. Vor allem der gemeinsame Austausch und die gemeinsame Reflexion stehen im Vordergrund und werden durch unterschiedlichste Workshops zum Thema Guiding gefördert.
Ich kanns kaum erwarten – wie geht’s nun weiter?
Aktuell laufen gerade die finalen Planungen für die Ausbildung zu Level 2. Mit dieser wollen wir noch im Herbst starten. Mit dem Start unseres Benchmarkprozesses bei EO-MTB ing finalisieren wir im Laufe des Jahres auch noch Level 3, um dieses zusammen mit dem Fortbildungsangebot 2025 starten zu können. Parallel bauen wir unsere Kooperationen aus, um die Benefits und Mitgliedsleistungen für unsere Guides sukzessive zu erweitern. Fad wird uns also nicht, vor allem wenn ich so lange Artikel wie diesen verfassen darf.
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